Eine Langzeitstudie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung von 2001 zeigt, dass schon Babys auf unterschiedliche Geräusche und Töne reagieren. So nehmen sie bereits mit neun Monaten geringfügige Veränderungen von Tempo und Tonhöhe wahr. „Im Prinzip beginnt das Hören schon im Mutterleib: Das Ungeborene hört hier den rhythmischen Herzschlag der Mutter, ihre Stimme sowie Geräusche aus der Außenwelt - und es reagiert mit Bewegungen auf die Hörreize“, erläutert Sabine Hirler, Pädagogin für Musik und Rhythmik und ausgebildete Musiktherapeutin.
Sind die Kleinen dann auf der Welt, reagieren sie insbesondere auf höhere Stimmen und obertonreiche Klänge, wie Glockenspiel, Triangel oder kleine Zimbeln. „Eltern passen sich intuitiv an, indem sie in einer höheren Stimmlage akzentuiert und rhythmisch sprechen.“
Auch das Vorsingen von Liedern bietet tolle Hörreize für Kinder: „Der Gesang von Mama und Papa ist wie ein emotionales Klangbad für Babys, da Singen die Gefühle der Eltern auf besonders persönliche Weise für das Kind erfahrbar macht. Wiegenlieder beruhigen, andere regen eher zum Klatschen und Mitmachen an“, sagt Hirler.
Viele Babys schauen ihren Eltern dabei auf die Lippen, als würden sie den Text von ihnen ablesen. Die Studie des Bundesministeriums zeigt, dass das Vorsingen auch die Sprachentwicklung des Kindes fördert. So wird durchs Hören, Sehen, „Machen“ von Musik (zu dem das Klatschen, Trommeln, ja sogar Lallen zählt) die Verbindung und Aktivität beider Gehirnhälften angeregt.
Musik fördert Motorik und Rhythmusgefühl
Fest steht, dass alle Kinder von Geburt an ein musikalisches Potenzial mitbringen, was genetisch bedingt aber ganz unterschiedlich ausgeprägt ist. „Wie weit sich diese musikalischen Fähigkeiten entwickeln können, hängt im hohen Maße von der Förderung in den ersten Lebensjahren ab“, weiß die Musiktherapeutin.
Dies sollte vor allem auf spielerische Weise passieren, damit die Kleinen nicht überfordert werden. Sehr beliebt sind z.B. vorgesungene Lieder oder rhythmische Reime, zu denen sich Eltern und Kind bewegen. Das bloße Vorspielen von Musik vom Band eignet sich für Babys nicht so gut, da die dazu passenden Bewegungen nicht „erlebbar“ werden. Überhaupt ist die Bewegung ein wichtiger Teil der musikalischen Früherziehung. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Babys durch die körperliche Bewegung mit dem Erwachsenen den Rhythmus lernen und ihn später wiedererkennen.
„Wer mit dem Baby auf dem Arm zu Musik durch den Raum tanzt, schult zugleich das Takt- und Rhythmusgefühl seines Kindes“, sagt Hirler. Musikalische Spielformen bieten dem Kleinkind somit eine gute Basis, von der ausgehend es sich im sensorischen, motorischen, sprachlichen und sozialen Bereich entwickeln und austoben kann. „Das Sehen, Hören und Bewegen bilden eine Einheit und werden gleichzeitig gefördert.“ Weitere musikalische Bewegungsspiele, die auch die Feinmotorik und den Gleichgewichtssinn schulen, sind Kniereiter, wie Hoppe-Hoppe-Reiter, Krabbelverse oder Fingerspiele.
Einfache Instrumente für musikalische Früherziehung
Wer nach passenden Musikinstrumenten für die musikalische Früherziehung der Kleinen sucht, wird schnell fündig: Im Haushalt gibt es eine Menge Alltagsgegenstände wie Töpfe, Schneebesen oder eine Fahrradklingel, mit denen Mini-Virtuosen „Musik“ machen können. Viele lassen sich auch mit geringem Aufwand selbst basteln.
Rasseln und Trommeln eignen sich besonders gut, da sie das Kind durch die einfache Handhabung zur rhythmischen Begleitung geradezu auffordern. „Bei klingenden Instrumenten wie Triangel, Becken oder Glockenspiel zählt vor allem die Qualität des Tons, da diese ersten Höreindrücke auf prägende Weise im Gehirn gespeichert werden“, meint die Expertin.
Generell gilt aber vor allem: Je jünger das Kind ist, desto einfacher muss das Instrument sein. Aber auch die Instrumente der Erwachsenen wirken faszinierend auf die Kleinen. Schnell gucken sie sich die Bewegungen des Pianisten ab und wollen selbst in die Tasten „hauen“.
Quelle: familie.de